Krings-Kolumne: Nie wieder!

10.11.2019

Der Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale am 9. Oktober 2019 hat unser Land erschüttert. An Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Fest und Versöhnungstag, versuchte ein schwerbewaffneter Attentäter, sich Zugang zur Synagoge zu verschaffen. Rund 80 Personen hielten sich zu diesem Zeitpunkt im Gebäude auf. Allein die Sicherung der Eingangstür hat ein Blutbad verhindert.

Ziel des Täters war es, möglichst viele Juden zu töten. Nach dem Scheitern dieses Vorhabens tötete er willkürlich zwei Passanten. Diese menschenverachtende Haltung macht mich sprachlos. Und dennoch muss die Politik nach einer Zeit des Trauerns Antworten auf antisemitische und rechtsextremistische Gewalt finden.

Wir stehen einem Phänomen gegenüber, dass sich frustrierte Existenzen im Stillen radikalisieren und sogar ohne ein enges extremistisches Umfeld in der realen Welt zu Tätern werden können. Unbestritten sind die vielen guten Seiten des Internets, doch in diesem Kontext dient es eben auch als Netzwerk für Extremisten und Verschwörungstheoretiker. Wir alle sind aufgefordert, auf die Menschen in unserer eigenen Umgebung acht zu geben. Und es ist an der Zeit, endlich entschlossen gegen Hass und Hetze im Internet vorzugehen. Denn Hassparolen sind die Vorboten tatsächlicher Gewalt.

Aus dem Bundesministerium des Innern haben wir schon in der Vergangenheit, etwa nach dem furchtbaren NSU-Terror, unsere Maßnahmen gegen Rechtsextremismus verstärkt. Nun haben wir Ende Oktober ein weiteres umfassendes Maßnahmepaket gegen Rechtsextremismus und Hasskriminalität vorgelegt. Wir müssen Antworten geben und wir werden Antworten geben. Wir haben am 9. November im ganzen Land und auch in Mönchengladbach an die Reichspogromnacht erinnert, und es darf nur eine Botschaft geben: Nie wieder!

 

Es grüßt Sie herzlich!

Ihr Mann in Berlin

Dr. Günter Krings