Bericht meiner Stipendiatin Hannah Müller aus Florida!

14.02.2023

Wieder habe ich mich über den spannenden Bericht meiner Stipendiatin Hannah Müller aus Florida gefreut. In den letzten Wochen hat sie viele politische und historische Orte, wie u. a. das Kapitol, den Supreme Court oder das American History Museum, besucht und entdeckt. Übrigens, ebenfalls Orte, die auch ich, vor einigen Jahren sehr gerne besucht habe. Die Besuche entschädigen Hannah auch für die Sehnsucht nach "echtem" Brot aus Deutschland.  Und das hat mir während meiner Studienzeit in den USA ebenso sehr gefehlt.

"Während es hier in Florida schon langsam sommerlich warm wurde, flog ich Ende Januar in den Norden nach Washington, D.C., zurück ins Kalte. Dort fand nämlich ein einwöchiger Workshop meines CBYX/PPP Programms statt. Dabei ging es darum, sich mit den anderen Stipendiaten auszutauschen, mehr über amerikanische Politik und Geschichte zu lernen und weiterhin an unseren Leadership-Fähigkeiten zu arbeiten. Gleichzeitig konnten wir eine Menge neue Eindrücke gewinnen, während wir die Hauptstadt Amerikas erkundeten.

Am Abend begann unser Programm mit einem Workshop zum First Amendment der amerikanischen Verfassung. Wir diskutierten, auf welches Recht am leichtesten verzichtet werden könnte. So wurde nochmals die Wichtigkeit von Rede-, Presse-, Religionsfreiheit, sowie dem Recht zu demonstrieren und Petitionen einzureichen, thematisiert. Nachdem sich dann alle von ihrem Flug erholt hatten, ging es am nächsten Tag in das “American History Museum“. Wir besichtigten auch das FDR-, Jefferson-, Lincoln-, Washington- und Air Force Memorial. Besonders gefiel mir der Tag im Department of State. Dort trafen wir auf eine deutsche Diplomatin und einen amerikanischen Diplomaten und konnten sie bezüglich ihres Berufs oder auch der deutsch-amerikanischen Beziehung befragen. Die Zusammenarbeit dieser zwei Länder ist nach Ende des Krieges stetig gewachsen und besonders in Zeiten des Ukraine-Krieges wurde die Partnerschaft noch weiter vertieft. Wir selbst wurden dann in einer imaginären Flüchtlingskrise selbst zu Diplomaten und debattierten stellvertretend für die uns zugeteilten Parteien (Länder und Organisationen). Jeder hatte unterschiedliche Interessen und die Schwierigkeit bestand darin, Kompromisse und Partner zu finden. Auch das “African American Museum“ ist definitiv einen Besuch wert. Das Highlight war dann der Tag im Kapitol: Ich hatte die Chance mir ein Committee Hearing anzusehen, die House Gallery sowie die Library of Congress und den Supreme Court zu besichtigen. Tatsächlich erlebte ich sogar mit, wie per „voice vote“ abgestimmt wurde. Einstimmig hieß es “yea“, kein“nay“ zu hören. Außerdem traf ich persönlich auf den Vertreter (representative) meines Wohnbezirkes in Florida: Bill Posey. Wir sprachen über die Veränderung, die dort stattgefunden hat, über seinen Alltag als Politiker und auch über aktuelle Themen, die die USA oder Deutschland betreffen. Zum Beispiel berichtete er mir von dem Space-Programm in meinem Bezirk, mit dem das Nasa Kennedy Space Center unterstützt wird. Auch er selbst hat schon einmal Gastschüler aufgenommen. Ich fragte ihn dann auch, ob er je einen Gesetzentwurf (“Bill“) in den “Hopper“ (Box für alle Gesetzentwürfe) geworfen hat und dieser tatsächlich zum Gesetz wurde, denn im Politikunterricht kam mir der Prozess immer sehr kompliziert und langwierig vor. Er lachte und bestätigte, dass es noch viel komplexer ist, aber dass es schon einige seiner Anträge geschafft hätten. Später sprach ich dann mit zwei der ca. 30 Mitarbeiter von den Senatoren Floridas: Rick Scott und Marco Rubio, der überraschenderweise wohl eher introvertiert ist, was im Kontrast steht zu seiner bedeutenden und berühmten Position als Senator. Es war wirklich schwierig, sich nicht zu verlaufen: In der Mitte das Kapitol mit Besucher-Center und links und rechts das Haus und der Senat mit jeweils drei riesigen Gebäuden mit Büros. Beim Frühstück und Abendessen konnten wir uns unter all den Austauschschülern über unsere Erfahrungen austauschen: Einige erzählten von -20 Grad an Weihnachten und ich berichtete daraufhin, wie ich an Weihnachten die Surfing Santas am Strand beobachtet habe. Ohio, Texas, Nebraska, Kansas, Philadelphia, New York,…und wir alle haben ganz unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Einige Dinge hatten wir aber auch gemeinsam, wie zum Beispiel die Sehnsucht nach „echtem“ Brot. In Gruppenarbeiten und Workshops konnten wir unser Wissen über die Eigenschaften und Verantwortungen eines guten Chefs/Anführer erweitern.
Ich habe die vielen Eindrücke sehr genossen und viel gelernt in dieser Woche. Dann sehnte ich mich aber doch auch wieder nach meiner Gastfamilie, meinem zweiten Zuhause. Kurz darauf hieß es dann leider schon wieder Abschied nehmen, denn die italienische Austauschschülerin Bianca trat schon nach einem halben Jahr die Heimreise an. Allerdings ist schon ein großer Europa-Trip mit unserer Freundesgruppe mit den anderen Austauschschülern geplant: Norwegen, Spanien, Italien und Deutschland stehen auf dem Programm!
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