Krings-Kolumne: Ein Weg ins Nirgendwo

07.04.2019

Ursprünglich wollte Großbritannien zum 30. März 2019 aus der Europäischen Union austreten. Doch im britischen Unterhaus fand sich keine Mehrheit, wie der Brexit denn konkret ablaufen soll. Nun gibt es zwei Szenarien: Stimmt das Parlament dem Austrittsabkommen doch noch zu, findet ein geregelter Austritt am 22. Mai statt. Anderenfalls gibt es am 12. April den No-Deal-Brexit.

Erwischen Sie sich bei dem Gedanken, das Thema „Brexit“ nicht mehr hören zu können? Als kopfschüttelnder Betrachter dieser tragischen Entwicklung kann ich den Wunsch nachvollziehen. Den politisch Verantwortlichen darf es aber ganz und gar nicht egal sein, in welcher Form das Vereinigte Königreich die Union verlässt. Dafür steht zu viel auf dem Spiel. Dafür ist das künftige Verhältnis zu unseren britischen Freunden zu wichtig. Politische Verantwortung bedeutet in diesen Tagen, den Schaden für Europa zu begrenzen.

Auf dem Europaforum der CDU Mönchengladbach haben wir vor einigen Tagen unter dem Titel „Brexit – ein Weg nach nirgendwo?“ miteinander diskutiert. Zu Gast bei uns war Thomas Stehling, langjähriger Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in London. Stehling arbeitete die gravierenden wirtschaftlichen Konsequenzen für Großbritannien klar heraus. Dennoch war er skeptisch, ob ein weiteres Referendum ein anderes Ergebnis hervorbringen würde.

Die greifbaren Probleme sind dagegen bereits vor Ort angekommen: Der Internet-Auftritt der Stadt Mönchengladbach hält auf einer Sonderseite Informationen für britische Staatsbürger bereit. Es geht um die Fragen des Aufenthaltsstatus, wenn alle Briten die Unionsbürgerschaft verlieren. Mich würde es freuen, wenn sich möglichst viele unsere britischen Freunde, die nicht zuletzt dank des JHQ in unserer Stadt eine neue Heimat gefunden haben, für einen Einbürgerungsantrag entschieden.

Eine Lektion sollten wir alle gelernt haben: In einer Volksabstimmung muss man jeden auch noch so komplizierten Sachverhalt auf „Ja“ oder „Nein“ verkürzen. So einfach ist die Realität aber nicht.

 

Es grüßt Sie herzlich!

Ihr Mann in Berlin

Dr. Günter Krings