
Mit der Empfehlung der Kohlekommission, die am 26. Januar in Berlin an die Bundesregierung übergeben wurde, wird ein neues Kapitel der Energiewende aufgeschlagen. Eine historische Weichenstellung für ganz Deutschland. Aber in besonderer Weise für unsere nähere Heimat im Rheinland.
Die Kritik am Braunkohleabbau hat sich tief in das gemeinsame Bewusstsein unserer Stadt eingebrannt. Der Tagebau Garzweiler II umfasste in seiner ursprünglichen Konzeption schließlich auch unseren südlichen Stadtteil Wanlo. Erst mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung konnte man verhindern, dass Mönchengladbach angegraben wurde. Das Engagement gegen Garzweiler II und die Unterstützung der Menschen gegen den Verlust ihrer Heimat hat mich politisch geprägt. Deshalb ist das absehbare Ende der Tagebaue für unsere Stadt grundsätzlich eine gute Nachricht. Und dennoch wird es nicht einfach sein, den nahezu zeitgleichen Ausstieg aus der Braunkohle und der Kernkraft zu bewältigen, ohne unsere Stromversorgung zu unsicher oder zu teuer zu machen.
In einem ersten Schritt muss es jetzt um die unmittelbar betroffenen Menschen geben. Es ist legitim, wenn Demonstranten Bäume retten wollen - solange sie das friedlich und gesetzestreu tun. Noch wichtiger als der Erhalt von Bäumen ist mir aber das Wohlergehen von Menschen. Deshalb muss der (am dichtesten besiedelte) Tagebau Garzweiler II nun auf das erforderliche Mindestmaß reduziert werden. Mir ist bewusst, dass viele Umsiedler es vollkommen zurecht als zynisch empfinden würden, wenn ihre Dörfer nun halb stehen blieben oder sowohl ihr altes als auch ihr neues, umgesiedeltes Dorf aufgrund Berliner Entscheidungen ein Torso bliebe. Zumindest aber die Abstandsflächen zu den Dörfern, in denen die Menschen auf Jahrzehnte gezwungen sein werden, am Rande einer Riesengrube zu leben, müssen nun so weit wie irgend möglich vergrößert werden.
Zum zweiten geht es um unsere gesamte Region. Sowohl durch den laufenden Tagebau aber auch durch dessen Ende bringen wir Opfer. Umsiedler, Anwohner und Beschäftigte bei RWE wollen wir aber nicht gegeneinander ausspielen, sondern wir wollen im gemeinsamen Interesse, dass die Vorschläge der Kohlekommission umgesetzt werden und der nötige Strukturwandel in unserer Heimat durch Investitionen in unsere Infrastruktur und die Ansiedlung neuer Arbeitsplätze unterstützt wird. Das sind die Ziele, für die ich mich heute einsetzen will - in logischer Fortsetzung meines Engagements gegen Garzweiler II seit über drei Jahrzehnten.
Es grüßt Sie herzlich!
Ihr Mann in Berlin
Dr. Günter Krings
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